Von Elend und Magie der Endlichkeit

 

 … eine unvermeidbare Feststellung 

 

Allen Dingen die wir lieben ist eines gemein: Die sind endlich. Endlich in ihrer Verfügbarkeit, endlich in ihrem Bestehen.

Die oberste Grenze aller Liebe ist das Leben selbst. Unser Leben ist zugleich das unmittelbarste, was wir zu lieben in der Lage sind und somit auch das Wertvollste, das wir haben. Die Liebe ist umso intensiver, je mehr sie sich ihres unweigerlichen Endes bewusst ist. Das ist keineswegs ein Grund zu trauern, es sei denn, man will sich der Realität der eigenen Endlichkeit nicht stellen. Tut man dies aber, so ist es gerade dieses Ende alles Wertvollen, was dessen Wert erst ausmacht.

Ich liebe einige Menschen auf dieser Welt. Ein paar davon ganz besonders. Es wird der Tag kommen, die Minute, der Augenblick, in dem ich diesen Menschen das letzte mal berühre, ich ihn ein letztes Mal lächeln sehe, er ein letztes Mal bei mir ist. Beim nächsten Mal bin ich alleine und er ist weg, nicht mehr da. Nicht nur heute, nicht für lange, für immer.  Vielleicht bin auch ich es, der weg ist, wobei mir dieser Gedanke bei weitem erträglicher ist, auch wenn er mir nicht fair erscheint.

Manchmal möchte ich alles Schöne beenden, sobald es sich zeigt, einfach aus der Angst, es wieder zu verlieren. Je länger man etwas liebt, desto unvorstellbarer wird der Gedanke, es könnte einmal nicht mehr sein. Vielleicht vergeht die Liebe auch langsam, ohne dass es zu sehr weh tut, bevor das Leben sie einem nimmt. Soll ich das Leben dafür hassen, dass es die Angewohnheit hat, alles Schöne und Liebgewonnene zu nehmen, endgültig? Natürlich kann ich es hassen, nur dem Leben an sich wird das wohl egal sein.

Es gibt keine Regel, keine allgemeine und immer gültige Anleitung, wie ich über das Leben oder was auch immer zu denken habe. Wir richten uns mehr oder weniger nach Normen, Konventionen und kopieren in unserem Tun andere und andere auch wieder nicht. Nichts davon, zu keiner vergangenen Zeit und zu keinem Zeitpunkt vor uns, wird jemals richtig sein und auch nicht falsch. Wir sind in unserem Tun und Denken prinzipiell frei. Unter dieser Prämisse entscheide ich mich für das Leben, die Liebe und deren Endlichkeit.

Denn auch wenn mir der Gedanke schon jetzt unerträglich ist, dich nicht mehr berühren zu können, so möchte ich die wenigsten bis dahin berührt, gefühlt und geliebt haben.

 

Die Dialektik von Hirn und Eiern

  … ein alternativer Zugang zum möglichen Verständnis rein fiktiver Management-Etagen 

 

Es ist ein Gefühl der Macht, der Überlegenheit. Man ist nicht tatsächlich überlegen, man wird es, besser, man glaubt es zu werden. Verdammt bist du, suchst du diesen Glauben im Geist. Eier, es sind die Eier, die den Glauben an das stärken, was später einmal Gewissheit wird. Die Realität folgt demnach der Größe der Eier. Du kannst noch so einen epochalen Bullshit erzählen, wenn du es mit Eiern tust, dann wird dieser Bullshit zur Realität, denn du wirst Leute finden, die ihn dir glauben. Die Formel 1 gibt es auch nicht, weil sie der Evolution mal einfach so passiert ist, die Formel 1 hat sich jemand ausgedacht. Genauso wie Krautfleckerl oder Religion.

Wenn sich Eier dann auch noch mit Intelligenz (was immer das im Speziellen auch sein mag) paaren, dann wird´s besonders gefährlich. Denn – grundsätzlich – und für diesem Schluss habe ich leider viel zu lange gebraucht –Denn – grundsätzlich – sind Überzeugungsstärke, Selbstbewusstsein, Sturheit oder Ignoranz und wie diese Eier sonst noch heißen mögen, nur allzu schwach gekoppelt an ein mir vertrautes Konzept von Intelligenz.

Nun war ich ferner auch noch derart dämlich oder besser gesagt, naiv, zu denken, dass Intelligenz irgendetwas mit Humanismus zu tun hätte. Humanismus im Sinne einer positiven Version des viel beschworenen Hausverstands und von Respekt. Womit wir auch schon wieder beim Bullshit wären.

Das gegenwärtig dominante und meiner Ansicht nach erfolgreichste Konzept von Intelligenz ist das einer strategischen Intelligenz. Drei, vier ja fünf oder gar noch mehr Schritte vorauszudenken. 17-gliedrige Kettensätze kausal durch zu denken und am Ende immer noch zu wissen wie man heißt und worum es eigentlich noch mal ging. Die Intelligenz der Macht nähert sich immer mehr der Rationalität von Maschinen an, mit gerade mal so viel menschlichem Eigenblut, dass man in seinem Handeln noch bewusst unberechenbar bleiben kann.

Kurz, diese Eier gehen mir auf den Sack. Ich fordere weniger Hirn mit Ei, sondern mehr Ei mit Herz. Diese „metaphorischen“ Eier sind schon in Ordnung und es ist sicher auch in Ordnung, wenn man sie gut pflegt, dass sie ordentlich gedeihen mögen. Nur eben sollte wir sie wieder mit Herz versehen. Und nicht nur sie, Hirn mit Herz wäre auch fein.

Diese Dialektik ist eben nicht die Existenz von Extremen um der Existenz von Extremen Willen, sondern vielmehr ihr Zusammenspiel zu einem gemeinsamen Schwerpunkt, dem Gleichgewicht Willen. Nicht zuletzt liegt das Herz des Menschen demnach zwischen dessen Hirn und seinen Eiern.